Gewalt im Stadion – Wahrscheinlichkeit liegt unter 1 Prozent

Zu den aktuellen, völlig realitätsfernen Aussagen der Gewerkschaft der Polizei zum Bundesligastart sagt Linda Röttig, Vorstand vom Dachverband der Fanhilfen:

„Wer solche realitätsfernen Forderungen erhebt, hat mit Sicherheit noch nie ein Spiel im Stadion erlebt. Jedes Wochenende besuchen hunderttausende Fans die Spiele. Seit dem Ende der Pandemie-Regelungen erlebt der Stadionbesuch einen regelrechten Boom. Niemand würde mit seiner Familie zu einem Spiel kommen, wenn es solche Zustände geben würde, die die GdP immer wieder heraufbeschwört und mit denen solche Maßnahmen begründet werden. Denn die Wirklichkeit sieht komplett anders aus: Auf jedem mittelgroßen Volksfest besteht laut den polizeieigenen Zahlen eine größere Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, als in einem Stadion. Wenn überhaupt, sorgen massive Polizeieinsätze mit der Nutzung von Pfefferspray in vollbesetzten Zuschauerbereichen und Ähnlichem für Angst und Schrecken in den Stadien. Die Debatte geht somit an der Wirklichkeit vorbei. Im Übrigen gelten selbstverständlich auch für Fußballfans Grundrechte, die die Realisierung derartiger Totalüberwachungsfantasien a la 1984 George Orwell zurecht verbieten.

Durch parlamentarische Anfragen in Landesparlamenten und anhand der polizeieigenen Statistiken der Zentralen Informationsstelle der Polizei (ZIS) zeigt sich sehr deutlich, dass die Anzahl der Strafverfahren und Verletzten – gemessen an der Zahl der Besucher in den Stadien – verschwindend gering ist. Die Stadien sind sehr sicher. Es gibt vor diesem Hintergrund keinen Anlass für eine weitere Aufrüstung der Polizei bei Fußballspielen, kein Grund für verschärfte Einlasskontrollen oder zusätzliche Videoüberwachung.

Daher fordern wir die Sicherheitsbehörden zum Saisonstart dazu auf, ihre Einsätze endlich den realen Sicherheitsniveau anzupassen. Das heißt: weniger Polizeipräsenz am Stadion und weniger kostenintensives Material, wie Hubschrauber oder Wasserwerfer. Außerdem sollte die Polizei auf zusätzliche Überwachungsmaßnahmen mit Hilfe von KI oder Drohnen verzichten. Damit würde sie auch endlich datenschutzrechtliche Bedenken ausräumen.“