Studie belegt: Gewalt von Polizisten gegen Fußballfans ist weitverbreitetes Problem

Gewalt durch Polizeibeamte wird durch Fußballfans immer wieder thematisiert. Der Abschluss des Forschungsprojekts „Körperverletzung im Amt durch Polizeibeamt*innen“ (KviAPol) zeigt deutlich, dass gewalttätige Polizisten keine Einzeltäter sind. Es gibt ein grundsätzliches Problem in der Unterbindung von Gewalt durch Polizisten. Laut Studie sind Fußballfans die am zweistärkste betroffene Gruppe an Menschen, die unter Polizeigewalt leiden.

Linda Röttig vom Dachverband der Fanhilfe e. V. betont dazu: „Seit Jahren kritisieren die Fanhilfen anhaltende Polizeigewalt gegen Fußballfans. Es kommt immer wieder zu groß angelegten Aktionen der Polizei, die längst über Einzelfälle hinausgehen. Dies ist ein grundsätzliches Problem. Die Polizei muss ihr Feindbild ‚Fußballfan‘ endlich systematisch abbauen. Fußballfans sind keine Gewalttäter, sondern wollen ihren Verein unterstützen. Fanrechte sind Bürgerrechte, die auch am Spieltag nicht ausgehebelt werden dürfen.“

Ein erster Schritt zur Verbesserung, der schon im Zuge der letzten Bundestagswahl vom Dachverband der Fanhilfen gefordert wurde, wäre die Einführung der Kennzeichnungspflicht für alle Polizisten. Mit dieser Kennzeichnungspflicht könnten Übergriffe durch Beamte im Dienst präventiv begegnet werden. Außerdem braucht es unabhängige Kontroll- und Ermittlungsinstanzen, die bei Anzeigen gegen die Polizei uneingeschränkt ermitteln können. Polizeieinsätze bei Fußballspielen müssen defensiver geplant werden. In der Ausbildung und in Einsatztaktiken muss Deeskalation durch die Polizei mehr Beachtung finden statt Eskalation und durch falschen Korpsgeist die Schläger in Uniform sogar noch zu schützen.


Zum Forschungsprojekt „Körperverletzung im Amt durch Polizeibeamt*innen“ (KviAPol)

In der aktuellen Studie wurden 3.300 Betroffene von Polizeigewalt befragt sowie 60 Experteninterviews geführt, wobei die meisten Befragten die erheblichen Folgen von Polizeigewalt beschrieben. Körperliche und seelische Verletzungen sowie eine wachsende Abneigung gegen die Polizei und fehlendes Vertrauen in den Staat sind Folgen von Polizeigewalt. Die Betroffenen berichteten von Schlägen, Stößen sowie massiven Einsatz von Reizgas und Wasserwerfer durch die Polizei bei Großveranstaltungen wie Fußballspielen.

Strafverfahren zu Verdachtsfällen rechtswidriger polizeilicher Gewalt werden zudem zu über 90 Prozent von den Staatsanwaltschaften eingestellt. Nur in gerade einmal zwei Prozent der Fälle wird Anklage erhoben. Den Forschenden nach bringt ein Großteil der Betroffenen Polizeigewalt erst gar nicht zur Anzeige, weil schlechte Erfolgsaussichten und Sorge vor Repressionen überwiegen. Zur Studie: https://kviapol.uni-frankfurt.de/